Die Unterstufe der Wirtschaftsfachschule für Tourismus (WFT) des Berufskollegs Eifel in Kall begab sich am 16. März 2022 auf eine Exkursion von geschichtlichem, aber auch touristischem Interesse. Ziel war die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang oberhalb der Urfttalsperre bei Schleiden-Gemünd.
Die Studierenden kannten Vogelsang zwar. Welche Bedeutung der Ort für die Verbreitung der NS-Ideologie hatte, war für einige doch überraschend und wurde ihnen bei diesem Besuch lebhaft deutlich.
Eine Führung durch die Dauerausstellung „Bestimmung: Herrenmensch, zwischen Faszination und Verbrechen“ vermittelte den Studierenden und ihrer Lehrerin Monika Schmitz einen Einblick in die Ausbildung der sogenannten Ordensjunker und die Ideologie der Nationalsozialisten. Die jungen Männer, die in Vogelsang und den anderen drei Ordensburgen unter anderem in Rassenideologie geschult wurden, übernahmen in den eroberten Gebieten die Rolle von Verwaltern. Trauriges Ergebnis: Nicht wenige beteiligten sich aktiv an „Säuberungsaktionen“ und Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung.
Im Anschluss führte Jürgen Spekl (Referent) die angehenden Betriebswirtinnen und Betriebswirte über das Gelände und ermöglichte ihnen einen Einblick in die sogenannte Burgschänke oder in das Kino, das in den 50er Jahren von Belgiern errichtet wurde. Besonders beeindruckte die Gruppe ein Schulungssaal im deutlich erkennbaren Turm auf dem Gelände. Hier hörten die Studierenden über Kopfhörer Ausschnitte von Propaganda-Reden, mit denen dort die „arischen Herrenmenschen“ verherrlicht wurden.
Die angehenden Betriebswirtinnen und Betriebswirte erfuhren auch, wie das Geländes touristisch noch weiter genutzt werden soll. In den Mannschaftshäusern, in denen die „Ordensjunker“ wohnten, soll ein 5-Sterne-Hotel mit Wellnessbereich entstehen. Mit dem Referenten diskutierte die Gruppe darüber, ob diese Nutzung zur Bedeutung des Ortes passt.
Text und Bilder: Jan Hönighausen